Einladung zum Stolperstein-Rundgang
Liebe Wannseer Mitbürgerinnen und Mitbürger,
vor dem Gedenktag zum 9. November 1938, der „Reichspogromnacht“, möchte ich Sie – wie jedes Jahr – zum Gedenken an ehemalige Wannseer Nachbarn einladen. Nur weil sie jüdisch waren, wurden sie in der nationalsozialistischen Diktatur umgebracht.
Am Samstag, dem 8. November, erwarte ich Sie um 11 Uhr vor Rosalie und Mechel Beisers Stolpersteinen an der Wernerstraße 10. Gegenüber werden wir der Familie Belgard gedenken sowie an der Nr. 7 Jacques Brock.
Über die Königstraße gehen wir zur Hugo-Vogel-Straße 16, wo im vergangenen Jahr vier Steine für die Familie Nothmann verlegt werden konnten. 2013 hatten wir den Stolperstein für den Vater Friedrich Nothmann vor der Nr. 10 setzen lassen, aber vor zwei Jahren erfahren, dass die Zählung in der früheren Moltkestraße eine andere war. Inzwischen hatte eine Anwohnerin ermittelt, dass die Ehefrau und ihre beiden Kinder zwar nach Holland geflohen waren, aber von dort auch nach Theresienstadt deportiert und schließlich in Auschwitz ermordet wurden. So gedenken wir nun der Familie Nothmann vor ihrem einstigen Haus, das schon das Elternhaus von Gertraud Nothmann geb. Bernhard war. Vor der Nr. 40 erinnern wir an die drei Schwestern Nathan.
Über den Neuen Friedhof in der Lindenstraße gehend, können wir zunächst auf das Grab von Fritz Springer hinweisen, der vor der drohenden Deportation Gift nahm, so dass er auf dem Familiengrab neben seiner Frau beigesetzt werden konnte. Sein Stolperstein liegt vor der Straße zum Löwen Nr. 12 mit den Worten: „Gedenkt mit! Entrechtet! Flucht in den Tod.“
Nahe der alten Eingangsporte sehen wir das Grab der Familie Meyer. Für Georg Meyer, der 1934 starb, wurde der Grabstein gesetzt. Seine Frau, eine Nichte Max Liebermanns, und zwei ihrer Kinder sind in Auschwitz und Theresienstadt umgekommen. Zwei weitere Kinder, die den Holocaust überlebt haben, sorgten nach dem 2. Weltkrieg dafür, dass die Namen der Eltern und drei Geschwister, die kein Grab erhalten haben, auf dem Stein der Familie eingraviert wurden. An der Straße zum Löwen 19 / Ecke Kaiserstraße, wo einst das Haus der Familie stand, befindet sich die vierte Stolpersteine für die ermordeten Familienmitglieder.
Ich hoffe sehr auf Ihre Teilnahme, dass kleine Erinnerungen an ehemalige Einwohnerinnen und Einwohner von Wannsee bleiben.
Hannelore Bolte