In der Galerie Mutter Fourage eröffnet eine Ausstellung, die das Schaffen herausragender Künstlerinnen vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute in den Fokus rückt. Unter dem Titel „Neue Aspekte? – Künstlerinnen von der Secession bis in die Gegenwart“ werden Werke von Frauen präsentiert, die gegen die gesellschaftlichen Widerstände ihrer Zeit anmalten und sich ihren Platz in der Kunstwelt erstritten.
Oft voller Spott als „Malweibchen“ bezeichnet, waren die Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen um 1900 stark eingeschränkt. Der Wunsch, sich professionell der Kunst zu widmen, wurde in der kaiserzeitlichen Gesellschaft häufig als unpassend betrachtet. Der Architekt und Karikaturist Bruno Paul brachte es 1901 auf den Punkt: „Die einen möchten heiraten und die anderen haben auch kein Talent.“ Trotz solcher Vorurteile setzten sich einige Frauen durch und hinterließen beeindruckende künstlerische Werke. Die Ausstellung widmet sich unter anderem drei Pionierinnen der deutschen Kunstszene: Dora Hitz, Julie Wolfthorn und Lotte Laserstein.
Dora Hitz prägte die Berliner Kunstszene um 1900 entscheidend mit. Als Mitbegründerin der Berliner Secession war sie Teil der avantgardistischen Kunstbewegung und eine geschätzte Porträtistin. Ihre Werke wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch international ausgestellt. Zudem leitete sie eine eigene Malschule, in der sie junge Künstlerinnen unterrichtete. Trotz ihrer einstigen Berühmtheit ist ihr Name heute nur wenigen bekannt.
Julie Wolfthorn war eine der aktivsten Künstlerinnen der Berliner Secession und eine gefragte Porträtistin. Sie setzte sich intensiv für die Gleichberechtigung von Künstlerinnen ein und war Mitglied in mehreren Frauenverbänden. Ihre Werke, die Porträts, Landschaften und Stadtansichten umfassen, waren in bedeutenden Ausstellungen zu sehen. Ihr Schicksal nahm jedoch eine tragische Wendung: Als jüdische Künstlerin wurde sie 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie 1944 starb. Ihr künstlerisches Erbe wurde lange Zeit vernachlässigt, erlebt aber heute eine verdiente Wiederentdeckung.
Lotte Laserstein war eine der talentiertesten Malerinnen der Weimarer Republik. Ihre Werke zeichnen sich durch eine außergewöhnliche Sensibilität und Realismus aus. Sie schaffte es mit ihren Arbeiten, den Umbruch ihrer Zeit festzuhalten. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde ihr als Jüdin der Zugang zur deutschen Kunstszene verwehrt, und sie floh 1937 nach Schweden, wo sie bis zu ihrem Lebensende arbeitete. Erst in den letzten Jahrzehnten erfährt ihr Werk eine gebührende Anerkennung.
Neben diesen bekannten Pionierinnen der Kunstgeschichte widmet sich die Ausstellung auch weiteren herausragenden Künstlerinnen, die auf vielfältige Weise das Kunstgeschehen geprägt haben: Lucie Beschütz, Eleonora Rozanek, Erna Schmidt-Caroll, Maria Slavona, Elfriede Thum, Lou Albert-Lazard, Alma del Banco, Käthe Loewenthal, Jeanne Mammen, Augusta von Zitzewitz, Maria Neppert-Boehland, Ilske Schwimmer, Herta Günther, Beate Kicherer, Eleonore Lingnau-Kluge, Anna Ottonie Jacobi (Annot) und bis in die Gegenwart mit Arbeiten von Angela Hampel, Cornelia Schleime, Monika Brachmann, Simone Westphal, Tanja Nittka, Halina Hildebrand, Sue Hayward und anderen.
Diese Künstlerinnen bringen eine breite Vielfalt an Stilen, Techniken und Themen mit sich und verdeutlichen die Bandbreite weiblicher Kunstproduktion von der Moderne bis in die Gegenwart.
Die Ausstellung in der Galerie Mutter Fourage rückt diese außergewöhnlichen Frauen ins Rampenlicht und zeigt ihre Werke im historischen wie auch im zeitgenössischen Kontext. Damit trägt sie dazu bei, das künstlerische Schaffen von Frauen, das allzu oft in Vergessenheit geriet, wieder sichtbar zu machen. Die Besucher erwartet eine faszinierende Reise durch die Kunstgeschichte – aus einer Perspektive, die lange Zeit vernachlässigt wurde.
Die Ausstellung ist zu sehen vom 11. Mai bis zum 6. Juli 2025.
Vernissage ist am 11. Mai 2025 um 15h
Dora Hitz: Sommerliche Parkanlage mit Paaren (Villa Borghese?), um 1915 bis 1920
Fotografie: ©Lea Gryze