Pfarrerin Sapna Joshi + Band
anschließend Beisammensein
Mitte der 1970er Jahre. Billy Joel besucht seinen Vater in Wien. Auf einer Bank im Park sehen sie eine ältere Frau, die den Gehweg kehrt. Billy findet das erbärmlich – „Eine ältere Frau – und dann das!“ Der Vater widerspricht: „Nee, nix da erbärmlich! Im Gegenteil. Die hat Würde! Sie sitzt nicht zu Hause auf dem Sofa vor dem Fernseher. Sie geht raus und kümmert sich, und das zum Wohle aller!“ In dem Moment wird Joel klar, wie in seiner amerikanischen Gesellschaft die Älteren als nutzlos und wertlos gesehen werden, und die Jungen angehalten sind, sich so schnell wie möglich auf den
Weg zu machen, so schnell wie möglich alles zu erreichen – bevor sie als nutzlos und wertlos gelten.
Billy erkennt, dass das dringend überwunden werden sollte und komponiert dazu seinen berühmten Song „Vienna“: „Slow down – you crazy child“, liest sich die erste Zeile, und fährt fort „you’re so ambitious for a juvenile“. Und etwas später „ … take the phone off the hook and disappear for a while … it’s ok to loose a day or two!“ Immer mit der Ruhe – lass Dich nicht verrückt machen! Du findest schon deinen Weg!
Im zweiten Song „Small Day Tomorrow“ von Fran Landesman (Text) und Bob Dorough (Musik) kehren wir nach Wien zurück, zur älteren Dame, die auf dem Sofa sitzen könnte, vor dem Fernseher. Wär’s das? Ist das ein Endpunkt – oder kann es im Alter nicht erneut „wieder losgehen“ … Ja! Es kann. Man kann sich erneut auf den Weg machen – so beginnt „Small Day Tomorrow“ mit „I don’t have to go to bed – I’ve got a small day tomorrow.“ und endet „Honey Chile – tonight’s the night – and there’s a car I can borrow – til Tomorrow.“ Bzw. „We can swing out of sight, We’ve got a long night and a small day tomorrow.“ Rente bzw Ruhestand? Super – dann kann’s ja wieder losgehen … Wohin? Im Ehrenamt einen Gehweg fegen, oder einfach mal für ein paar Nächte `die Sau rauslassen’ … We shall see … Wird sich zeigen!
Martin Wilkens